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Photography by ©Rahel Gysel |
Ich habe es ihnen
erst nachgemacht doch am Ende des ersten Tages war ich ziemlich erschöpft von
all dem Geschrei und habe lange überlegt, dass dies eigentlich nicht der Weg
ist. Es ist zu anstrengend für einen selbst und auch widersprüchlich, wenn ich
schreie, um für Ruhe zu sorgen. Daher habe ich dann die anderen Tage entschlossen zu den Kindern hinzugehen
und sie direkt an zu sprechen, was natürlich auch nicht richtig geklappt hat
da, für sie, eine Autoritätsperson eigentlich gar nicht eine Autoritätsperson
ist. Ich habe dann auch versucht mich den Kindern zu widmen, die am meisten
Unsinn machen. Ich habe mich zu ihnen gesetzt und mich ihnen zugewendet um mit
ihnen zusammen die Aufgaben zu machen, die sie machen sollten. So waren sie
auch motiviert und haben sich auch konzentriert, bis ein anderer kam und auf
sie einredete um irgendetwas zu erzählen oder fragen. Am letzten Tag konnte ich
dies besonders gut beobachten. Die Kinder sollten an dem Vatertag-Geschenk
weiter arbeiten. Wäscheklammern sollten auf eine Klopapierrolle geklebt werden
– was sich als nicht so einfach erwies da die Klammern immer wieder abfielen
(die Kinder nahmen zu wenig Kleber). Eines der Kinder war sehr frustriert und
warf alles auf den Boden und sagte: „Ich hasse diese Aufgabe. Alle schaffen es
und ich kriege nichts hin.“ Ich hatte vorher gerade alle restlichen Klammern
eingesammelt und plötzlich sah ich wieder Klammern auf dem Boden und so bin ich auf
ihn aufmerksam geworden. Also habe ich seine Klammern aufgehoben und habe mich
zu ihm gesetzt und ihm gesagt wir schaffen das zusammen, was wir
schlussendlich auch geschafft haben. Ich habe gemerkt dass die Kinder schon
lust haben Dinge zu lernen und zu machen, nur sind sie eben in einem Alter in
dem sie noch Zuwendung brauchen, und diese bekommen sie meistens nicht zu
Hause. Da sie keine Zuwendung, oder wenig, bekommen lernen sie auch nicht
richtig mit Frust umzugehen, und geben sich schnell geschlagen mit Aufgaben.
Ich weiß, dass es für eine Lehrerin unmöglich ist, sich um fast 40 Kinder
gleichzeitig zu kümmern und sich zu jedem zu setzten und ihm bei zu stehen.
Dies macht die Situation so kompliziert. Von zu Hause haben sie die Zuwendung
nicht und sie bräuchten sie so sehr um aufzublühen und wachsen zu können. Es
tut mir weh, wenn ich dies beobachte, wie Kinder in jungem alter allein
gelassen werden. Ich möchte nicht jemandem die Schuld dafür geben, es ist
einfach eine verzwickte Situation. Wie kommt man davon weg? Wie erkläre ich
einer Mutter, die noch selbst fast ein Kind ist, das ihr Kind liebe, Zuneigung
und Begleitung gebraucht, wenn sie es selbst nicht erfahren hat?